Jobrad geklaut? - deshalb Lease ich kein Fahrrad

Aktuell spiele ich mit dem Gedanken, mir ein Lastenrad zu kaufen. Es soll ein Bullitt werden, doch auf dem Gebrauchtmarkt ist das Angebot recht überschaubar. Da mein Arbeitgeber JobRad-Leasing anbietet, habe ich das mal durchgerechnet und konnte gegenüber einer Neuanschaffung laut dem JobRad-Rechner auf der Homepage bis zu 1008€ sparen. Die Rate würde 95€ im Monat betragen.

Grundsätzlich hört sich das erstmal gut an. Doch erst bei genauerer Recherche bin ich auf den großen Nachteil bei JobRad (und ähnlichen Anbietern gestoßen).

Wenn ich mir über JobRad ein neues Lastenrad anschaffen möchte, wird mir die monatliche Rate direkt von meinem Bruttolohn abgezogen. Bei dieser Gehaltsumwandlung verzichte ich also auf einen Teil meines Bruttogehalts in Höhe der Leasingrate für das Fahrrad, wodurch sich das zu versteuernde Einkommen reduziert und Steuern sowie Sozialabgaben eingespart werden können. Im Gegenzug überlässt mir der Arbeitgeber das Fahrrad zur freien Nutzung. Oft wird an dieser Stelle argumentiert, dass durch ein JobRad-Leasing und die weniger gezahlten Sozialabgaben die gesetzliche Rente für den Arbeitnehmer niedriger ausfällt. Das stimmt auch, ist aber nicht der Grund, warum ich mich gegen das Leasing entschieden habe.

Es handelt sich dabei aber nicht um einen Ratenkauf des Rades, sondern um ein Fahrrad-Leasing mit der Option, das Rad am Ende der Leasingdauer (36 Monate) zu übernehmen. Aktuell liegt der Übernahmepreis bei ca. 18% der UVP des Rades. Dass das Rad während des Leasings nicht mir gehört, sondern Jobrad, leuchtet mir ein. Was das aber konkret für die angepriesene Vollkasko-Versicherung bedeutet, war mir nicht klar.

Man muss sich bewusst sein, was das Leasing bei einem Unfall (Totalschaden) oder Diebstahl bedeutet. Ich bin davon ausgegangen, dass man ein neues Rad bekommt, falls einer der beiden Fälle eintritt. Das stimmt auch, ABER das Rad gehört aufgrund des Leasings nicht mir, sondern Jobrad. Das heißt Jobrad bekommt das Rad von der Versicherung ersetzt. Der Hauptmotivation liegt für die meisten, die sich ein JobRad anschaffen, darin, das Rad nach der Leasingdauer günstig zu übernehmen. Das ist aber nicht mehr möglich, wenn das Rad geklaut wurde oder kaputt ist.

Was das im schlechtesten Fall für mich bedeutet, möchte ich hier mal darstellen:

  • Ich entscheide mich für das Lastenrad über Jobrad (UVP 5400€) mit einer Leasingrate von 95€ für 36 Monate

  • Ich möchte das Rad nach dem Leasing für einen voraussichtlichen Übernahmepreis von 972€ nach Ablauf der Leasings erwerben

  • Das Rad wird nach 35 Monaten geklaut. Ich habe zu diesem Zeitpunkt schon 3325€ Miete für das Rad bezahlt. Durch den Diebstahl kann ich das Rad nicht mehr günstig übernehmen.

Wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, macht es auch total Sinn, war mir aber in der Konsequenz im ersten Moment nicht bewusst. Ich bin der Nutzer und nicht der Besitzer. Die Vollkasko-Versicherung übernimmt nur den Schaden, der für JobRad entstanden ist. Das Leasing endet nach Abwicklung des Versicherungsfalls.

Einen kleinen Trost gibt es aber für alle, denen das geleaste Rad geklaut wurde. Wenn man sich für ein neues Rad bei JobRad entscheidet, bekommt man unter bestimmten Bedingungen bis zu 50% der geleisteten Leasingrate auf den neuen Vertrag angerechnet. Allerdings bindet man sich erneut für drei Jahre an den Leasinganbieter und hat noch immer kein eigenes Rad. 

Alle meine Fahrräder sind über meine Hausratversicherung abgesichert. Da ich das Jobrad allerdings nur miete, es mir also gar nicht gehört, greift während des Leasings auch nicht meine private Hausratversicherung. Da ich in Bremen wohne und mir selber schon insgesamt drei Fahrräder geklaut worden sind, ist das Thema Diebstahl vor allem bei einem so teuren Fahrrad ganz zentral. Um dein Rad bestmöglich zu schützen, habe ich auch einen Artikel über Bügelschlösser geschrieben.

Ich werde weiter auf dem Gebrauchtmarkt schauen, um mir den Wunsch nach einem Lastenrad zu erfüllen.

Hier habe ich noch ein paar weiterführende Links zum Thema:

JobRad übernimmt den Schaden nicht

"Jobrad und Assona Verarsche"

Jobbike, Dienstrad - was du wissen solltest

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Vom 90er Jahre MTB zum Stadtrad: Umbau eines 26” Stahlrahmens